Die Bilder sind größtenteils noch im digitalen Labor und werden in den nächsten Tagen hier eingefügt.
30 JAHRE IN EXTREMO klingt nicht nur bombastisch, sondern muss auch genauso gefeiert werden. Bereits vor 10 Jahren wurde der damalige Geburtstag über zwei Tage hinweg gefeiert. 10 Jahre später darf es ein Tag mehr sein: vom 04. bis zum 06.09. brachten die Veteranen des deutschen Mittelalter-Rocks mit ihren Freunden und Wegbegleitern die Bühne auf der sagenumwobenen Loreley zum Beben. Das Line-Up versprach Großes: FEUERSCHWANZ, EISBRECHER, ASP, VERSENGOLD, DRITTE WAHL und viele mehr sollten die Fans begeistern. Und so waren die Wochenendtickets auch schnell ausverkauft und die Tagestickets wurden knapp.

Für das leibliche und materielle Wohl sorgten nicht nur die Essens-, Getränke- und Merch-Stände im Konzertbereich, sondern auch der Mittelalter-Markt, den IN EXTREMO extra von der Burg Satzvey mitgebracht hatte. Zudem fand sich dort auch eine kleine Bühne für noch mehr Unterhaltung. Wer in die Geschichte der Band eintauchen wollte, der konnte sich zudem das extra auf dem Gelände aufgebaute Museum anschauen, in dem z. B. die alten Outfits der Band zu sehen waren.
Im Mittelpunkt aber stand die Geburtstagsfeier selbst und damit das musikalische Programm auf der Freilichtbühne.
Headliner an allen drei Tagen waren natürlich die Geburtstagskinder selbst. In den jeweils zweistündigen Shows verwandelten IN EXTREMO die Loreley in ein Feuerwerk aus Emotionen, Spass, Mitgesang, Pyro und, am letzten Tag, wortwörtlichem Feuerwerk. Die Setlist wechselte täglich, aber natürlich wiederholten sich ein paar Songs. Wie Michael Robert Rhein auch jeden Tag selbst sagte. Denn auf einige Songs kann eine IN EXTREMO Setlist einfach nicht verzichten. Und so hörte man an allen drei Tagen z. B. „Störtebecker“, „Sternhagelvoll“, „Frei zu sein“ oder auch das traditionelle Abschlusslied „Pikse Palve“. Aber insgesamt sechs Stunden Showtime lieferten auch genügend Spielraum für Songs, die so lange nicht mehr live gespielt wurden, dass selbst Michael nicht mehr wusste, von welchem Album sie eigentlich kamen. Den Fans war alles recht. Ob „Vollmond“, „Liam Liam“, „Feine Seele“, „Sängerkrieg“ oder „Moonshiner“ – textsicher war das Publikum bei jedem einzelnen Lied. An jedem Tag hatten IN EXTREMO zudem noch Gäste auf der Bühne. Henry von RAUHBEIN unterstütze an allen Tagen bei „Weckt die Toten“, am Donnerstag war zudem Oliver Satyr von FAUN für zwei Songs dabei. Am Freitag setzte sich der Wacken-Bäcker Axel Schmitt kurz ans Schlagzeug und am Samstag gab ASP „Wind“ zum Besten. Und dann war da noch dieser besondere Gast. Eine Freundschaft unter Straßenmusikern (die nicht auf den ersten Blick entstanden war, wie Michael erzählte), die bereits so alt ist wie IN EXTREMO selbst. Joey Kelly kam zu „En esta Noche“ auf die Bühne und unterstützte mit Gitarre und Gesang. Sowohl Joey als auch allen Mitgliedern von IN EXTREMO war anzusehen, wie sehr ihnen diese gemeinsame Performance gefiel. Dem Publikum ebenfalls und sie feierten Joey wie einen Teil der Band selbst.

Man weiß gar nicht so genau, wie man die drei Konzerte weiter beschreiben soll. Es war, wie bereits geschrieben, ein Feuerwerk in so vielen Weisen, dass es sich schlecht beschreiben lässt. Es fehlen einem ein bisschen die Worte. Gesprochen wäre es ein zufrieden seufzendes „Es war so schön“, während man direkt in Erinnerung abdriftet. Und es war nicht nur die Musik und die Performance von IN EXTREMO, es war alles zusammen. Das Publikum, die Bühne, die überaus feurige Show. Alles gemeinsam machte die drei Konzerte zu mehr als zu einfachen Konzerten. Es machte sie zu einer wunderbaren Erfahrung und Erinnerung.
Und das galt nicht nur für IN EXTREMO, sondern auch für alle anderen Bands.
Co-Headliner an den drei Tagen waren FEUERSCHWANZ, EISBRECHER und ASP.
Man könnte jetzt versuchen herauszufinden, wer bezogen auf die Spielzeit mehr Pyro abgeschossen hat: IN EXTREMO oder FEUERSCHWANZ. Das würde aber ein sehr schwieriger Abgleich werden. Gefühlt hatten FEUERSCHWANZ in ihre einstündige Show alles gepackt, was ihre Fans sehen wollten. Sehr sehr gute Musik, massenhaft Spass, Schildmaiden und diverses feuriges Spielzeug. Die Flammenwerfer der Schildmaiden kamen z. B. diverse Male zum Einsatz. Auch nicht fehlen durften die nie ganz ernst gemeinten Ansagen vom Hauptmann und von Hodi und es ist der Band wirklich hoch anzurechnen, dass sie diese für sie kurze Spielzeit nicht einfach Song für Song durchzogen, sondern sich wie gewohnt Zeit nahmen, einfach sie selbst zu sein. Denn dafür werden die schließlich geliebt. Und natürlich auch für ihre grandiose Musik, die wunderbare Show und den Spass, den sie überall mit hinbringen. Ein absolutes Highlight. Unter all den Highlights des dreitägigen Spektakels.
Im Gegensatz zum Co-Headliner vom Freitag ging es am Samstag mit weniger Pyro, dafür aber sozialkritischer zu: EISBRECHER starteten mit „Everything is wunderbar“ in ihre einstündige Show und hauten diverse andere Kracher raus. Natürlich mit deutlich weniger Spaßbetrieb als bei FEUERSCHWANZ, aber immer mit einem dezent sarkastischen Augenzwinkern. Zu „Waffen, Waffen, Waffen“ vermummte sich Alex dann komplett mit einem Military-Look, holte am Ende des Songs auch das entsprechende Schild raus und strich den Aufdruck „Waffen, Waffen, Waffen“ rot durch. Bei „This is Deutsch“ wurde ein Redner-Pult mit leichten Hinweisen auf ein südliches Bundesland aufgestellt. Aber natürlich kann EISBRECHER auch richtig Spass. Und so reichte man Alex eine Sofortbildkamera, mit der er nicht nur ein Bild vom Publikum machte, sondern auch ein Selfie aus der ersten Reihe mit dem Publikum. Das Bild durfte ein Fan behalten mit der Auflage, es über Social Media zu teilen. Den Abschluss des Sets bildete „Verrückt“. Und auch für EISBRECHER galt: obwohl es nur ein kurzes Set war, so nahm sich auch hier die Band immer wieder Zeit für das Publikum und donnerte nicht einfach so durch eine maximal ausgelastete Setlist durch.
Noch cleaner als bei EISBRECHER und wesentlich düsterer als an den beiden Tagen zuvor ging am Samstag ASP als Co-Headliner auf die Freilichtbühne der Loreley. Mit „Raise some hell now“ legte ASP direkt rockig los und unterbrach den Tonus der Show nur einmal mit einem Song, der bei dieser Location einfach Pflicht war. Selbst ASP meinte, dass „Loreley“ eigentlich kein Mitmach-Song wäre, vertraute aber blind darauf, dass das Publikum das schon hinbekäme. Bekam es auch und verwandelte diesen eher ruhigen Song dann doch in ein atmosphärisches Meisterwerk. Wobei ASP das natürlich auch allein beherrscht wie kaum ein anderer. Nicht fehlen in diesem Set durften natürlich Songs wie „Ich bin ein wahrer Satan“, „Schwarzes Blut“ oder der Abschluss „Ich will brennen“. Aufgrund der deutlich düsteren Ausrichtung von ASP, auch im Vergleich zum gesamten Line Up des Festivals, kam kurz die Befürchtung auf, dass das zu einem Stimmungsabfall im Publikum führen könnte. Aber ASP und das Publikum wischten vom ersten Moment an sämtliche Befürchtungen fort und die Stimmung blieb vom Anfang bis zum Ende der Show dort, wo sie seit Donnerstagmittag lag: auf einem schier endlosen Höhepunkt.
Das 30 JAHRE IN EXTREMO Jubiläumsfestival bestand aber natürlich nicht nur aus Headliner und Co-Headlinern: an jedem Tag lieferten eine Vielzahl weiterer Bands herausragende Shows ab.
Am Donnerstag eröffnete METAKLAPA das Festival. Die kroatische A-cappella-Metalband setzte voll auf das harmonische Zusammenspiel ihrer Stimmen statt auf Show oder anderen Schnickschnack. Es waren einfach nur sechs Männer an im Halbkreis aufgestellten sechs Mikrofonen. Unspektakulär im Anblick, aber umso beeindruckender in der musikalischen Ausgestaltung und damit ein hervorragender Opener.
Bei SCHANDMAUL gab es da natürlich deutlich mehr auf der Bühne zu sehen. Zum einen den neuen Sänger Marco, zum anderen erfreulicherweise immer noch Thomas selbst, der es sich nicht nehmen ließ, selbst die Ansagen zu machen. Auch wenn das mit dem Singen nun mal nicht mehr geht. Dazu gab es noch jede Menge Show mit der Polonaise zu „Tatzelwurm“ oder der Wall of Love (Umarmen statt Umhauen). Und natürlich jede Menge gute Songs wie „In der Hand“, „Teufelsweib“, „Dein Anblick“ und der „Walpurgisnacht“.
Der Freitag war etwas Folk-lastiger, wurde aber zunächst durch SEASONS IN BLACK laut und kräftig eröffnet. Das Weck-Programm sozusagen. Death Metal in der hellen Mittagssonne ist zwar gewöhnungsbedürftig, ist bei SEASONS IN BLACK aber nicht nur laut und krachend, sondern auch noch gut.
YE BANISHED PRIVATEERS brachten nicht nur einen optischen, sondern auch musikalischen Bruch. Die schwedischen Piraten brauchten etwas länger für ihre Vorbereitungen, lieferten dann aber ein solides Set ab, das vor allem durch die Präsenz von Magda „Lavina Märlprim, also Magpie by repute“ Andersson (so der offizielle Name auf der Homepage der Band), aber natürlich auch durch das Zusammenspiel aller weiteren der zahlreichen Bandmitglieder geprägt war. Der vom Irish Folk inspirierte Stil der Band brachte auf jeden Fall, was vom Irish Folk inspirierte Musik so an sich hat: ein Gefühl von Spass, Freude und Party.
Daran schlossen sich die Kroaten von MANNTRA direkt an. Musik, Show und das Gesamt-Paket von MANNTRA sind einfach nur immer wieder mitreißend. Was zu einem großen Teil an der unglaublich sympathischen, offenen und lockeren Art von Frontmann Marko liegt. Der dann auch erzählte, dass sie ihren Erfolg eigentlich Michael Robert Rhein zu verdanken haben, der vor 10 Jahren einfach mal angerufen und gefragt hat, ob sie nicht Support sein wollten. Seitdem sind MANNTRA gern gesehene Gäste auf diversen Veranstaltungen und reißen auch bei ihren eigenen Headliner-Touren die Fans mit. Trotz des kurzen Sets und der herausfordernden Location konnten sie auf ein beliebtest Show-Element nicht verzichten: The Barren King musste natürlich surfen gehen. Und das Publikum trug ihn auch sehr weit. Etwas zu weit. Und fast in den Abgrund. Trotz oder eben wegen der Ansage von Marko, dass das Publikum den Barron King behalten müsste, wenn sie ihn fallen ließen. Er schaffte es dennoch wohlbehalten und an einem Stück wieder zurück auf die Bühne.
Noch mehr Party-Stimmung kam anschließend bei FIDDLER’S GREEN auf. Von „Shanghaied in Portsmouth“ bis „The Night Pat Murphy Died“ war schlichtweg Feierlaune auf der Bühne. Vielleicht auch, weil nicht nur Albi ständig über die Bühne rannte und einen Spass nach dem anderen mit dem Publikum machte, sondern auch Pat, der aufgrund einer Daumenverletzung nach wie vor nicht an der Gitarre steht (dort ersetzt durch Lorenzo) und deswegen mit dem Mikro in der Hand hin und her flitzen kann. Man wusste zwischendurch überhaupt nicht, wo man hinschauen sollte. Also konzentrierte man sich einfach auf das lautstarke Mitsingen.
Und machte damit bei VERSENGOLD einfach weiter. Und die legten eine Show hin, die nun wirklich nicht in Worte zu fassen ist. Grandios trifft es vielleicht ein bisschen. Die Jungs wissen natürlich was sie tun und wie sie mitreißen können (wie alle anderen Musiker im Line Up auch). Aber es ist wirklich erstaunlich, in welcher Perfektion sie das beherrschen. Und wenn dann Malte und Eike einfach mal im Publikum stehen und von dort performen, während die anderen weiter die Bühne rocken und die Pyros die Rücken des Publikums erwärmen, dann ist das irgendwie besonders besonders (Wort-Dopplung gewollt). Circle Pit um Eike bei seinem verlängerten Aufenthalt im Publikum ohne Malte ging dann leider aufgrund der Begebenheiten nicht. Aber sonst war alles da, was die Folk-Party benötigte. Inklusive Songs wie „Verliebt in eine Insel“, „Haut mir kein Stein“, „Thekenmädchen“ oder „Kobold im Kopf“. Zum Abschluss gab es dann noch den Abgesang und es gibt wirklich keine schönere Variante von „Kauft unser Merch“.
Der Samstag wiederum war stilmäßig abwechslungsreicher. Eröffnet wurde der Tag durch Folk-Rock von RAUHBEIN. An den beiden Tagen zuvor erfreuten sich die Opener schon über ein zahlreiches Publikum. Doch bei RAUHBEIN war es bereits voll. Obwohl die Sonne auf die Ränge der Freilichtbühne knallte. Erfreulich für die Band, die das Publikum auch zügig um den Finger wickelte. Aber es ließ auch bereits erahnen, dass es Richtung Abend brechend voll werden würde. Was der Stimmung im Publikum aber nicht schadete. Im Gegenteil: die war nach wie vor auf einem Dauerhöhepunkt.
Den auch TANZWUT weiter ausbaute mit Songs wie „Feuer in der Nacht“, „Achtung Mensch“ oder „Pack“. Zum Kochen brachte die Stimmung dann, dass TANZWUT einen Gast dabei hatte. Luzi kam zum Abschluss dazu und rockte gemeinsam mit der Band die Bühne. Und wurde vom Publikum gefeiert, wie ein lieber Freund. Die Rührung über diesen Empfang war Luzi deutlich anzusehen und es ist zu hoffen, dass man ihn zukünftig öfter wieder auf den Bühnen dieser Welt sieht.
Mit der nächsten Band zog der Punkrock auf das Festival ein. DRITTE WAHL gibt es sogar schon etwas länger als IN EXTREMO und die Band punktet einfach massiv mit ihrem schnörkellosen Punkrock, der nichts an Kraft verloren hat. Ob „Der Himmel über uns“, „So wie ihr seid“, „Runde um Runde“ oder „Fliegen“ – das Publikum kannte offenbar jeden einzelnen Song und sang laut und begeistert mit.
Nicht weniger lange im Geschäft sind CLAWFINGER. Crossover und Rap-Metal klingt für den Nichtkenner erstmal seltsam und nicht wirklich passend. Was CLAWFINGER dann aber auf die Bühne warfen war einfach nur krass atemberaubend. Sänger Zak war kaum zu halten und haute einen Song nach dem anderen raus, war nicht nur auf der Bühne, sondern auch auf den Boxen vor der Bühne und anschließend im Publikum unterwegs (und wusste dann manchmal nicht, welcher Song als nächster kam, weil sein Spickzettel ja auf der Bühne war) und war kaum zu halten. Dabei gab er mit massiver Kraft in der Stimme Songs wie „Out to get me“, „Scum“, „The price we pay“ und „Do what I say“ zum Besten. Und auch hier: das Publikum kannte offenbar nahezu alles (bis auf die ganz neuen Sachen). Aber selbst der geballte Gesang des Publikums kam nicht an die Stimmkraft von Zak ran.
Da kann man die Show von WIND ROSE schon fast als ruhig bezeichnen. Was im Normalfall aber definitiv nicht auf den Zwergenmetal (mancher bezeichnet es auch als Power Metal) der Italiener zutrifft. Passend zum „Dance of the Axes“ wurden im Publikum auch diverse (luftgefüllte) Äxte geschwungen und bei „Drunken Dwarves“ war jegliche Selbstkontrolle verloren. Dass aber auch Power Metal Zwerge emotional sein können zeigte Sänger Francesco, als er seine eigene Depression ansprach und jedem, der unter dieser Krankheit leidet, wünschte, dass er/sie nicht nur damit überleben, sondern die Depression auch überwinden kann. Der Abschluss „I am the Mountain“ war aus diesem Grund entstanden.
Man kann es gar nicht oft genug sagen. Das 30 JAHRE IN EXTREMO Festival war ein Feuerwerk. Die sorgsame Auswahl des Line Ups, die Location, die grandiosen Shows und die bombastischen Auftritte von IN EXTREMO machten die drei Tage zu einem besonderen Erlebnis. Aber auch das Publikum hatte einen massiven Anteil daran. Denn auch das war einfach nur großartig.
Und ein besonderes Lob geht an die Security, die es irgendwie geschafft hat, die Massen in dem Griff zu behalten. Und dabei auch noch freundlich blieb.
Wir sehen uns dann in 10 Jahren wieder, wenn IN EXTREMO den 40. Geburtstag feiert.

Text und Bilder von Nina Hermes.