Das Jahr neigt sich dem Ende entgegen. Zeit, die letzten Monate Revue passieren zu lassen, sich auf die folgenden vorzubereiten, sich dem Weihnachtschaos und dem „Oh, ist es schon wieder so weit“ hinzugeben – und um die EISHEILIGE NACHT zu feiern. Vor mehr als 10 Jahren ins Leben gerufen, wird diese Tradition von SUBWAY TO SALLY und ihren Freunden liebevoll gepflegt und Jahr für Jahr neu aufgelegt. In diesem Jahr werden SUBWAY TO SALLY von FIDDLER’S GREEN, LETZTE INSTANZ und MANNTRA begleitet. Vier Gründe also, um zu feiern. Zum Beispiel am 16.12.2023 in den Hessenhallen Gießen.
Zum Glück war es an diesem Samstag weder nass noch richtig kalt, so dass man fast schon in angenehmer Weise draußen warten konnte. Das musste man nämlich vor 18 Uhr an der Hessenhalle. Damit das Warten nicht unkontrolliert stattfand, war ein sich schlängelnder Parcours aus Absperrband und festen Absperrungen aufgebaut. Schließlich wurden mehr als 1500 Besucher erwartet, für die man einen zügigen, konfliktfreien Einlass ermöglichen wollte. Was augenscheinlich auch sehr gut funktionierte. Im Außenbereich konnte man sich mit Essen und Trinken verpflegen (hier kam das trockene, nicht zu kalte Wetter wieder zum Tragen), während sich drinnen eine schier endlose Schlange vor dem Merch bildete und alles nicht für das Konzert benötigte an der Garderobe abgeben wurde. Oder man begab sich direkt in die Konzerthalle und suchte sich einen möglichst gefälligen Platz (in der Regel so weit vorne wie möglich).
Kurz vor 19:00 Uhr kam Eric Fish auf die Bühne, um die Fans persönlich zu begrüßen und den Konzertabend offiziell einzuläuten. Als erste Band käme nun eine, die eine große Zukunft vor sich habe. Dass Eric damit keine leeren Versprechungen von sich gab, zeigte sich in den folgenden 30 min. Die Kroaten von MANNTRA werden gerne mal als Newcomer bezeichnet, obwohl es die Band auch bereits seit über 10 Jahren gibt. Die Jungs um Sänger Marko Matijević Sekul blicken zudem auf acht Alben zurück. Das neuste Album „War of the Heathens“ kam im September auf den Markt und hielt sich eine Woche in den deutschen Albumcharts. Und man kann sich nur wünschen, dass MANNTRA Dauergast bei uns wird. Nicht nur Musik und Gesang überzeugten sofort, auch die sympathische Art der Musiker war extrem ansteckend. Marko hatte das Publikum in Windeseile um den Finger entwickelt und bewies auch durch seine deutschen Ansprachen, dass die gesamte Band sehr fanverbunden ist. Der Spass auf der Bühne übertrug sich direkt auf das Publikum, auch wenn es, laut Marko, gar nicht so einfach wäre zu einem Opener zu gehen. MANNTRA könnten aber auch schon eine deutlich spätere Position im Line-Up einnehmen. Kein Wunder also, dass nicht wenige Anwesende schon fast schockiert waren, dass 30 min echt kurz sein können. Wer aber mehr von MANNTRA sehen will: nächstes Jahr kommen die Kroaten auf eigener Headliner-Tour nochmal zu uns rüber.
Von nun an ging es Schlag auf Schlag. Denn kaum hatte sich der Puls wieder etwas beruhigt, kaum war man wieder zu Atem gekommen, kam auch schon um 19:50 Uhr die nächste Band auf der Bühne: LETZTE INSTANZ feierten nicht nur die EISHEILIGE NACHT, sondern auch ihr Bandjubiläum. Seit 1996 ist die Band in der Welt und begeistert immer wieder mit ihrer Musik. 14 Alben kann LETZTE INSTANZ bereits verbuchen und schaffte es mit ihnen immer wieder in die Albumcharts. Im Jahr 2021 kam mit „Ehrenwort“ das aktuellste Album auf den Markt. Wird Zeit, Nachschub zu liefern. Dass die Jungs der Musik noch nicht müde geworden ist, bewiesen sie in Gießen aufs deutlichste. Benni Cellini (Cello) und M. Stolz (Violine) liefen Barfuß mit ihren Instrumenten über die Bühne und Holly Loose zog es immer wieder an die Absperrung zur ersten Reihe, um möglichst viel Publikumskontakt zu haben. Aber auch von der Bühne aus brach der Kontakt nicht ab. Immer wieder sprach Holly direkt zum Publikum, die Bandmitglieder selbst mussten gar nicht viel zur Fan-Animation tun, damit sie einschlug, und insgesamt zeigten LETZTE INSTANZ, was Spass an der Arbeit bedeuten kann. Auch im wahrsten Sinne des Wortes, denn zum einen packte Holly eine Handsocken-Puppe aus, die zeitweilig das Mikro übernahm. Und ein anderes Mal schmückte Weihnachtsmann Benni den Weihnachtsbaum M. Stolz und verteilte Geschenke an die Fans. Eine Dreiviertelstunde lang verzauberten LETZTE INSTANZ die Fans. Nur. Auch dieses Set hätte durchaus ohne jeglichen Verlust an Begeisterung etwas länger sein können.
Aber das ist eine Beschwerde auf hohem Niveau. Schließlich folgte auf die zweite Runde Spass noch eine Dritte. Denn um kurz vor 21 Uhr folgten die deutschen Meister des irischen Folk Rocks: FIDDLER’S GREEN baten zum Tanz. Über 30 Jahre Bandgeschichte und 18 Alben verbuchen die FIDDLER’S auf ihrem Konto. Bzw. bald 19 Alben. Denn in dezenter Art und Weise wurde immer wieder der Hinweis gestreut, dass da am 29.12. mit „The Green Machine“ Nachschub käme. Ungehörterweise gibt es definitiv bereits jetzt eine Empfehlung zum Kauf. Nicht nur musikalisch wissen die FIDDLER’S zu überzeugen, auch was die Bühnenperformance angeht können viele Kollegen von ihnen lernen. Denn es ist schon etwas erstaunlich, wie sich fünf Leute in der ersten Bühnenreihe aufhalten können, und gefühlt ständig in Bewegung sind, ohne dass das ein heilloses Durcheinander gibt. Bei den FIDDLER’S nennt sich das Können, Spass, Liebe zur Performance und zum Publikum. Und wie auch schon bei den beiden vorherigen Bands wurde diese Liebe bedingungslos erwidert. So wurde mitgesungen, ein Meer aus Armen erzeugt, mitgehüpft und mitgetanzt. Wie schon bei der LETZTEN INSTANZ wurde aus auch hier nochmal weihnachtlich, als die fahenschwenkenden Rentiere die Bühne betraten und eins von ihnen mittels Boot über das Arme-Meer fuhr. Mit wie viel Sorgfalt die FIDDLER’S ihre Setlist zusammengestellt hatten, zeigte sich nicht nur im Verlauf des Konzerts, sondern vor allem auch beim letzten Lied. Dem „Sauflied und Begräbnislied“, wie Ralf „Albi“ Albers den Song „Pat Murphy“ ankündigte. Ein letztes Mal wurde am Ende dieses 70 minütigen Sets nochmal ausgiebigst getanzt, bevor auch dieser grandiose Auftritt zu Ende war.
Aber irgendwann muss es ja auch mal so weit sein. Irgendwann musste die letzte Band die Bühne betreten und den in diesem Fall 90 minütigen Countdown einleiten. SUBWAY TO SALLY tat dies, indem sie es zu „Schneekönigin“ schneien ließen. SUBWAY blickt auf eine ähnliche lange Bandgeschichte zurück, wie die beiden vorherigen Bands und feierte mit ihren Alben immer wieder Erfolge. Ihr Set an diesem Abend enthielt viele Klassiker, wie „Eisblumen“, „Henkersbraut“ oder „Falscher Heiland”, aber auch der frisch veröffentlichte Song „Eisheilige Nacht“ durfte nicht fehlen, bei dem SUBWAY TO SALLY nochmal die Schneemaschine anwarf. Das Publikum zeigte sich überaus textsicher bei allen Songs, so dass Eric ab und an eine kleine Gesangspause einlegen konnte, ohne dass Ruhe einkehrte. Auch das sportliche Programm kam nicht zu kurz: so gab es eine Hüpfchallenge (Publikum vs. Eric) und viele kleine bis große Circle Pits. Die interessanterweise große Anzahl an Crowdsurfer forderte zudem immer wieder die Armkraft heraus. Es wurde nicht langweilig während des Sets, dass von Eric immer wieder für kleine Ansprachen unterbrochen wurde. Und so wunderte es doch etwas, als auf einmal der letzte Song angestimmt wurde. Also, der „letzte“. Man kennt das ja: es kommt zur großen Verabschiedung, die Band verlässt die Bühne, das Publikum verlangt Zugabe (bei SUBWAY TO SALLY in Form von „Blut, Blut, Räuber saufen Blut …“), das Licht geht wieder an und da stehen sie erneut. Vier weitere Songs folgten im Finalblock. Und zum letzten, dem „Veitstanz“ kamen, wie die Tradition es verlangte, auch die anderen drei Bands auf die Bühne. Was in der diesjährigen Konstellation eine Menge Leute und Instrumente bedeutete, was dem Veitstanz eine ganz besondere Bedeutung gab. Albi (FIDDLER’S GREEN), Holly (LETZTE INSTANZ) und auch Marko (MANNTRA) übernahmen selbst ebenfalls Gesangsparts, es gab ein kleines Dance-Battle zwischen Albi und Marko (und man kann wirklich nicht sagen, wer dieses gewonnen hat) und dann war es erneut so weit. Das große Abschlussbild gemacht, die große Verabschiedung erfolgte, die Bands verließen die Bühne. Aber Moment. Da fehlte doch noch was? Und schon raunte (oder eher posaunte) es durch die Halle „Blut, Blut, Räuber saufen Blut …“. Denn richtig, „Julia und die Räuber“ fehlte noch. Dieses klassische Kinderlied, wie es immer wieder liebevoll genannt wird. Und der Weihnachts-Part war auch noch nicht erfüllt. Und so kamen SUBWAY TO SALLY zum verlangten Song mit Weihnachtsmütze auf die Bühne und füllten die letzten Minuten des Abends mit diesem absoluten Klassiker (von 1996, btw).
Und dann war Schluss. Es war zwar schon Mitternacht. Aber irgendwie waren diese vier Stunden Konzert doch etwas zu schnell rumgegangen. Jetzt heißt es warten. Ein Jahr, bevor es in die nächste Runde geht. Und auch 2024 erwartet die Fans der EISHEILIGEN NACHT ein Festspiel zur Weihnachtszeit. Als Gäste haben SUBWAY TO SALLY bereits THE O’REILLYS AND THE PADDYHATS und HARPYIE bestätigt. Auf die Ankündigung des Co-Headliners muss allerdings noch etwas gewartet werden.
Text und Fotos von Nina Hermes