Nach den Zwangspausen in den Jahren 2020 und 2021 aufgrund der Corona-Pandemie war das FEUERTAL FESTIVAL 2022 und 2023 wieder mit voller Kraft am Start. 2024 legten die Macher des Festivals nun mit der 19. Ausgabe nach und präsentierten ein Line-up, das sich sehen lassen konnte. Doch das ist nicht alles: Das FEUERTAL FESTIVAL ist stets ein unvergessliches Wochenende voller Musik, Spaß und Gemeinschaft auf der malerischen Hardt in Wuppertal. Einen schöneren Ort für ein Open-Air-Festival kann man wohl kaum finden. Das FEUERTAL FESTIVAL hat sich über die Jahre hinweg zu einem der beliebtesten und einzigartigsten Festivals in der Region entwickelt und auch dieses Jahr wurde dies wieder mit ausverkauftem Haus bzw. einer vollen Waldbühne bestätigt. 2500 Fans guter Musik ließen sich die Mischung aus Musik, Mittelaltermarkt und besonderem Flair nicht entgehen.
Bereits zum Einlass um 13 Uhr hatte sich eine lange Schlange gebildet. Auf dem Weg zur Waldbühne konnte man viele schwarzgekleidete Menschen sehen, bei denen man sicher war: Sie wollen auch zum FEUERTAL FESTIVAL. Die angekündigten 30 Grad hatten also keinen Einfluss auf das frühe Erscheinen der Besucher.
Als man sich den Zeitplan anschaute, musste man schon etwas schmunzeln. Wer hat sich wohl diese Zeiten ausgedacht?
- 13:00 Einlass
- 13:49 Moderation
- 13:54 SCARLET DORN
- 14:24 Change Over
- 14:46 Moderation
- 14:51 RAUHBEIN
- 15:21 Change Over
- 15:41 Moderation
- 15:47 END OF GREEN
- 16:37 Change Over
- 16:57 Moderation
- 17:03 THE O’REILLY’S & THE PADDYHATS
- 18:03 Change Over
- 18:33 Moderation
- 18:39 MR. HURLEY UND DIE PULVERAFFEN
- 19:49 Change Over
- 20:24 Moderation
- 20:30 LORD OF THE LOST
- 22:00 Ende
Haben die Veranstalter des Festivals diese Zeiten einhalten können? Nein, natürlich nicht. Wollten sie das überhaupt? Wahrscheinlich auch nicht. Allerdings war für den Abend ein Gewitter angekündigt und möglicherweise hat man aus weiser Voraussicht die Zeiten nicht eingehalten.
Als Moderator wurde Klaus Fliehe eingeladen, den „Neue-Deutsche-Welle“-Fans von der Band GEIER STURZFLUG kennen sollten, bei der er gesungen und Saxophon gespielt hat. Da viele Anwesende auch jünger waren, wäre es sicher hilfreich gewesen, wenn er sich kurz vorgestellt hätte. Klaus versorgte die Gäste des FEUERTAL FESTIVALS mit Informationen zu den auftretenden Bands und sorgte mit freundlichen Worten dafür, dass die Bands herzlich von den Fans empfangen wurden.
So fiel es SCARLET DORN auch nicht schwer das FEUERTAL FESTIVAL zu eröffnen. SCARLET DORN vereinen düstere Eleganz mit eingängigem Pop. Die Band überschreitet musikalische Genre-Grenzen und berührt mit einer Mischung aus Industrial-Klängen, Rock-Balladen und elektronischen Beats direkt das Herz des Zuhörers. SCARLET DORN laden ein zu einer Reise durch die tiefen Abgründe der menschlichen Seele, durch Hoffnung und Trauer, und führen zugleich in die strahlende Fülle des Lebens. Mit ihrer ausdrucksstarken Stimme entfaltet die klassisch ausgebildete Sängerin Scarlet ein emotionales Spektrum, das von sanfter Zärtlichkeit bis hin zu bedrohlicher Dunkelheit reicht. Diese Kombination kam auch beim FEUERTAL FESTIVAL gut an und selbst der strahlende Sonnenschein störte nicht. Die Stimmung war super, obwohl das Gelände noch nicht voll war. Ein toller Start in einen unvergesslichen Tag.
Danach folgten RAUHBEIN, deren Name Programm ist. Sänger Henry hat eine unverwechselbare Reibeisenstimme, der man gerne zuhört. Gepaart mit schönen Folk-Rock-Klängen war gute Laune vorprogrammiert. Die Zeit verging viel zu schnell. Allerdings wurde es auch langsam heiß und so wurden die Pausen für Getränke genutzt, die auch notwendig waren.
Das Gelände hatte sich mittlerweile gut gefüllt und mit END OF GREEN folgte eine Band, die auf eine über 30-jährige Bandgeschichte zurückblicken kann. So ganz passten die düstere Musik, die düsteren Texte und der düstere Gesang nicht zum strahlenden Sonnenschein, dennoch war die Stimmung hervorragend. Viele Ansagen machte Sänger Michelle Darkness nicht und die wenigen, die es gab, waren sehr kurz und knapp und vielleicht nicht immer für Menschen aus NRW verständlich, aber das störte die Fans nicht. Hier stand die Musik ganz klar im Vordergrund. Eine, der längeren Ansagen war, dass das neue Album bald erscheinen soll. Ein toller Auftritt, bei dem die Leute Spaß hatten und die Stimmung großartig war.
Nun folgten mit THE O’REILLYS & THE PADDYHATS (kurz: PADDYHATS) wahre Stimmungskanonen. Deren Show kann man nicht in Worte fassen, man muss sie erleben. Einfach nur Spaß pur und man weiß nie, was als Nächstes kommt. Man hätte meinen können, dass sowohl die Bands als auch die Fans vor der Bühne von der Hitze etwas eingeschränkt würden, aber dem war nicht so. 30 Grad? Ja, aber egal. Es wurde trotzdem die Sau rausgelassen: auf der Bühne und mit Circle-Pits auch bei den Besuchern. Die Stimmung war kaum zu toppen und die Zeit verging viel zu schnell. Die PADDYHATS sind sicherlich eine Band, die man sich nicht entgehen lassen sollte.
Eine Verschnaufpause gab es allerdings nur während der Umbauphase, denn MR. HURLEY & DIE PULVERAFFEN machten dort weiter, wo die PADDYHATS aufgehört hatten. Von Müdigkeitserscheinungen bei den Fans war nichts zu sehen. Ganz im Gegenteil. Folk kommt eben immer gut an und wenn er auch noch so verpackt ist wie bei MR. HURLEY & DIE PULVERAFFEN, macht er doppelt so viel Spaß. Aufmerksamen Besuchern wird nicht entgangen sein, dass etwas beim Line-up nicht stimmte. „Buckteeth Bannock“ war leider an Corona erkrankt und konnte nicht dabei sein. Ziemlich kurzfristig ist es der Band jedoch gelungen, Ersatz zu finden. „Der Seewolf“ von VROUDENSPIL hat sich wahrscheinlich die Nacht um die Ohren geschlagen, um die Lieder zu lernen. Tolle Leistung bei so wenig Vorbereitungszeit und die Fans haben ihn herzlich in Empfang genommen. MR. HURLEY & DIE PULVERAFFEN sind Stimmungskanonen, die perfekt zum FEUERTAL FESTIVAL gepasst haben. Zu ernst sollte man die Band allerdings nicht nehmen, sie tut es selbst auch nicht – hier steht der Spaß an erster Stelle und nicht tiefgründige Texte.
Etwas verwundernd begannen LORD OF THE LOST früher als erwartet. Es gab eine Gewitter- und Regenwarnung und mit dem vorzeitigen Beginn wollte man versuchen, den Auftritt vollständig stattfinden zu lassen. Chris sagte zu Beginn, dass er nicht viel reden würde, damit mehr Musik gespielt werden könne. Wer Chris kennt, weiß, dass er das sowieso nicht einhalten kann. So erzählte er auch, dass er auf einem vergangenen FEUERTAL FESTIVAL etwas gelernt hatte, als er eine volle PET-Flasche ins Publikum geworfen hatte, die sich nicht entleerte und jemanden schwer traf – seitdem wirft er keine Flaschen mehr ins Publikum. Anfangs regnete es ein bisschen, doch der Regen hörte relativ schnell wieder auf, sodass die Band ganz normal spielen konnte. Neben ihren bekannten Songs wurden auch zwei Cover gespielt: zum einen von SIA „Unstoppable“ und zum anderen von den ÄRZTEN „Schrei nach Liebe“. Diesen Song kündigte Chris mit den Worten an, dass er leider so aktuell wie noch nie sei und man ihn deshalb vermehrt wieder singen müsse. Beide Coverversionen waren großartig. Gegen Ende fing es wieder an zu regnen, doch LORD OF THE LOST konnten ihre Setlist vollständig spielen. Quasi mit dem letzten Ton setzte kräftiger Regen ein. Wahrscheinlich hat es niemand trocken nach Hause geschafft, aber zumindest konnte der Auftritt komplett stattfinden, und alle waren glücklich und zufrieden.
Insgesamt war es ein tolles Festival mit einem wunderbaren Ambiente, fairen Preisen und einem großartigen Line-up. Der Vorverkauf für das 20. FEUERTAL FESTIVAL 2025 hat bereits begonnen. Tickets gibt es für 70 Euro (ja, etwas teurer als dieses Jahr), und die folgenden Bands sind angekündigt: VERSENGOLD, FIDDLER’S GREEN, SCHELMISH, KOENIX, COPPELIUS und KUPFERGOLD.
Alle Bilder gibt es natürlich auf Flickr.
Text und Fotos von Yvonne Otte.