„Erst ständig jemand krank, dann Wetter kaputt“ – das beschreibt den Beginn und das Ende der „Horizont in Flammen“ Tour von UNIVERSUM25 perfekt. Die ersten vier Termine mussten wegen Krankheit verschoben werden und zu den Nachholterminen versank halb Deutschland unter einer Schneedecke. Den Krankheiten konnten sie nicht trotzen, dem Wetter aber schon. Und so war es am 20.01.2024 endlich so weit: UNIVERSUM25 spielten in der Live Music Hall in Köln auf. Als Support hatten sie für die letzten vier Termine der Tour VERSUS GOLIATH im Gepäck.
Eisige Temperaturen und sich immer mehr in Matsch wandelnde Schneereste hielten hunderte von Menschen an diesem Abend nicht davon, nach Köln zu reisen. Und das sogar eine Stunde früher als ursprünglich geplant, denn das Konzert von UNIVERSUM25 wurde vorverlegt, damit genügend Zeit für die ab 23:00 Uhr geplante 90er Party war. Der Einlass war damit schon um 18 Uhr. Die ersten mutigen (es war wirklich eisig draußen) waren bereits etwas früher da und bibberten der Öffnung der Tür entgegen. Glücklicherweise erfolgte diese auch überpünktlich und der Einlass selbst verlief schnell und unproblematisch, so dass man zügig ins Warme kam. Drinnen wurde man vom Merch-Stand begrüßt und konnte sich an den zwei Bars mit Getränken versorgen. Die Llive Music Hall füllte sich zügig. Das Konzert war zwar nicht ausverkauft, aber ein paar Hundert Fans waren es dann doch. Die LMH war gut gefüllt, man konnte sich aber noch bewegen, ohne sich durch Menschenmassen durchzwängen zu müssen. Das Schöne: die LMH füllte sich nicht erst zur Hauptband, auch der Support konnte sich über viele Zuhörer freuen.
Und das taten sie ab 19:00 Uhr. VERSUS GOLIATH ist eine recht junge Band. Gegründet hat sie sich 2019, und vor allem in letzter Zeit hört man immer öfter von den Jungs. Letztes Jahr waren sie noch als Support für Heldmaschine auf der „Flächenbrand“-Tour unterwegs, dieses Jahr konnten sie die Chance nutzen, UNIVERSUM25 zu supporten, da die Vorband der ersten Termine, MANNTRA, für die vier Nachholkonzerte nicht zur Verfügung stand. Dass Florian Mäteling, Andreas Zöller und Jonas Keller-May noch gar nicht so viel Bühnenerfahrung haben, ließen sie nicht erkennen. Sänger Florian tat sein bestes, das Publikum zum Mitmachen zu animieren, was allerdings irgendwie im Sande verlief. So lieferte der Song „Alle Hände hoch“ leider kaum gehobene Hände und auch der Wunsch „Wenn ihr Lichter habt, dann jetzt bitte rausholen“ zum Song „Im Regen“ erreichte nur wenige Zuhörer (zumindest gab es neben den obligatorischen Handy-Taschenlampen aber auch Knicklichter, ein echtes Feuerzeug und ein Handy mit Lagerfeuer-Video). Applaudiert wurde dagegen für jeden Song, man hörte also zu. Woher dieses mangelnde Mitmachen kam, war nicht nachzuvollziehen. An der Musik lag es nicht, VERSUS GOLIATH bieten einen kräftigen Sound, Texte, die sich mitsingen lassen und Themen, die alle interessieren. Sozialkritisch, allgemein kritisch, und auch mal emotional. VERSUS GOLIATH hat einiges zu bieten. Aber noch muss Florian den Hintergrund von dem ein oder anderen Song zu Beginn erklären. Und endet den 45 min Auftritt mit dem Song „Nicht allein“ und einer wichtigen Botschaft: „Keiner von euch ist jemals wirklich allein. Helft euch gegenseitig.“ Eine Botschaft, die man nicht oft genug in die Welt geben kann.
VERSUS GOLIATH lieferten eine solide Show. Auch wenn sie das Publikum nicht direkt um den Finger wickeln konnten, so haben die Jungs doch schon eine eigene Fanbase. Und die wird sich im Laufe der Jahre sicherlich noch vergrößern. Denn das Potential haben Florian, Andreas und Jonas allemal.
Set List VERSUS GOLIATH:
Virus – Steh auf – Engel – Stadt aus Glas – Ich sterbe nicht – Alle Hände hoch – Eiskalt – Bis es verloren ist – Im Regen – Weisst du noch – Nicht allein
Heute aber waren die Fans für eine andere Band da. Um 20:15 Uhr betraten, unter großem Applaus, Michael Robert Rein, Rupert Kepplinger, Pat Prziwara, Gunnar Schroeder und Alex Schwers die Bühne. UNIVERSUM25 ist eine All-Star Band, ein Projekt, um zu sagen was gesagt werden muss. Sie wollen aufrütteln, anprangern, was nicht richtig ist. Das klingt zwar so, als könnte ein Konzert zu einer ernsten, spaßbefreiten Veranstaltung werden. Dem ist aber nicht so. Ganz im Gegenteil. Die Mannen auf der Bühne boten den ein oder anderen Lacher mit Zitaten wie „Da wären dem Micha fast die Zähne raus gefallen“, „Habt ihr jetzt Redezeit oder ich?“ und „ Ihr sollt ja nicht nach Hause gehen und sagen, ihr hättet nur herausfallende Zähne und Stützstrümpfe gesehen“. Immer wieder nahmen sich die fünf gegenseitig auf die Schippe, aber auf eine liebevolle Art und Weise. Songtechnisch lieferte UNIVERSUM25 wenige Überraschungen, schließlich gibt es erst ein Album, das auch noch aus gecoverten Songs unter anderem der Bands der Mitglieder besteht. Zumindest wurde die Reihenfolge der Songs geänderten und der Auftritt startete mit „Genug“ über „Die neue Zeit“ zu „Irgendwann“ und weiter (siehe Set List). Zu nahezu jedem Lied gab es eine kleine Einführung, von welche Band es urspünglich stammt. Eins von zwei ganz besonderen Highlights ist dabei „Manchmal frag ich mich“, das von Michael Reins erster Band, NUMMER13, stammt. Die Band wurde damals, zu DDR-Zeiten, schnell verboten und Michael erzählte, wie er sogar in Handschellen beim letzten Konzert von der Bühne geholt wurde. Bei Textzeilen wie „Manchmal frag ich mich, sind wir wirklich frei oder wird es nur so genannt“ und „Manchmal frag ich mich, wann die Welt untergeht“ zu der Zeit wohl kein Wunder. Eine Zeit, von der Michael keine Sekunde missen möchte, aber die auch auf keinen Fall zurück kommen darf. Die Aktualität der alten Songs, wie z.B. eben „Manchmal frag ich mich“ ist durchaus erschreckend. Und das insbesondere beim zweiten Highlight: „Der Traum ist aus“, ein Lied, das vor 51 Jahren von TON STEINE SCHERBEN veröffentlicht wurde und nichts an Aktualität verloren hat.
Der Auftritt von UNIVERSUM25 war unspektakulär spektakulär. Schließlich standen dort fünf Leute, die genau wissen, wie es geht. Und im Gesamten stand die Musik absolut im Vordergrund. Die Musik, die keine spektakuläre Show braucht, da die Songs, die Texte, alleine schon wirken. Und sie wurden alle mitgesungen. Jedes Wort, zu jeder Zeit. Und zwischen den Songs wurde gesagt, was es zur Tour eben zu sagen gab (übrigens hatte Gunnar die meiste Redezeit). Es wurde gedankt, wem gedankt werden muss (Band, Crew, Fans). Und so ging die Show auch unspektakulär spektakulär zu Ende. Nach „Der Traum ist aus“ gab es eine kurze obligatorische Pause, bevor mit „Nur wegen dir“ und „Am Morgen danach“ als Zugabe das Konzert beendet wurde. Nahezu wortlos am Ende. Aber weitere Worte waren auch nicht notwendig. Wie geschrieben, es war alles gesagt worden. In den Songs und dazwischen.
Ein Erlebnis, das hoffentlich wiederholt werden kann. Denn es gibt noch so viel zu sagen, was ausgesprochen werden muss. Zum Glück – oder leider – liefert die heutige Zeit ja genügend dazu.
Set List UNIVERSUM25:
Genug – Die neue Zeit – Irgendwann – Harte Kost – Wir warten – Ozean – Lichtgeschwindigkeit – Vor deiner Tür – Ebbe & Flut – Horizont in Flammen – Die Leichen der Zeit – Manchmal frag ich mich – Runde um Runde – Der Traum ist aus – – Nur wegen dir – Am Morgen danach
Die vollständigen Bilder-Galerien für UNIVERSUM25 und VERSUS GOLIATH sind auf Facebook zu finden.
Text und Fotos: Nina Hermes